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Umklappbare Ruderanlage

Bauanleitung für ein 270°-Umklappsteueranlage

Auf Grund der geringen Länge meines Bootes von nur 4 Metern hatte ich von Anfang an die Ausstattung mit einer Ruderanlage einkalkuliert. So hatte ich gleich beim Bau des Bootes im Heck ein Totholz in die Haut mit eingebaut, das später die Halterung für eine Steueranlage tragen sollte. Mehrere Testfahrten bei starkem Wind auf offenen Gewässern hatten mir dann auch schnell gezeigt, wie notwendig dieses Steuerblatt ist: Das Boot neigt dazu, bei Wind von Achtern auf Wellenkämmen zu drehen und sich dann quer in Wellentäler zu legen. Je höher die Wellen sind, desto größer wird der Kraftaufwand, das Boot wieder auf seinen ursprünglichen Kurs zurück zu zwingen - und diesen Kurs auch zu halten!
Anfänglich hatte ich zwei verschiedene Modellruderanlagen aus Pappe gebaut und am Heck des Bootes befestigt, doch keines dieser Ruder war technisch einwandfrei - das Aufholen des Ruderblattes lief nicht so reibungslos wie gewünscht. Erst die Konstruktion eines Umklappsteuers genügte meinen Anforderungen. Bei diesem Umklappsteuer kann mittels einer Rolle das Steuerblatt um 270° auf das Heck des Bootes geschwenkt werden. Möglich ist dies durch eine doppelte Aufholleine, die rechts hinter dem Cockpit durch eine Rolle läuft.

Die Basis für die Ruderanlage ist ein Steuerkreuz aus Vierkant-Aluminiumprofil, wie man es im Baumarkt bekommt. Die senkrechte Achse des Steuerkreuzes habe ich mit vier Ringschrauben bestückt. Im Totholz des Bootes sitzen ebenfalls vier Ringschrauben. Durch die acht Ringe der Ringschrauben kann man nun einen Splint stecken, mit dem die Ruderanlage schwenkbar am Heck befestigt wird. Der Splint besteht bei mir aus einem Stück Gewindestange mit einer Mutter als Kopf.

Das Querprofil des Steuerkreuzes ist mit dem senkrechten Profil fest verschraubt - an ihm werden später links und rechts die Steuerseile für die Ruderanlage eingehängt. Das Ruderblatt selbst habe ich aus einem ausrangierten Straßenschild aus Aluminum gefertigt. Man kann es einfach mit einer Stichsäge in Form bringen. Anschließend muß man nur die Kanten schleifen. An das Ruder selbst eine Kunststoffrolle angeschraubt. Um dieses Rolle läuft die Aufholleine as Polyester. Damit die Leine nicht verrutschen kann ist sie durch eine Bohrung in der Rolle geführt und verknotet. Diese Bohrung zeigt, wenn das Ruder in Arbeitsstellung ist, nach unten.

Das Ruder mit der Rolle wird zwischen zwei Aluminum- wänden aufgehängt, die am Steuerkreuz verschraubt sind. Sie sind etwas größer gehalten als die Rolle und verhindern so, dass die Aufholleine von der Rolle springen kann. Als Achse dient ein Stück Gewindestange, die mit zwei Hütchenmuttern gesichert ist. Die Spannung auf dieser Schraube darf nicht zu stark sein, damit sich das Ruder im Lager noch drehen kann. Rolle und Ruder sollten zusammen so dick sein, dass sie die gleiche Stärke haben wie das Aluminiumprofil des Steuer- kreuzes. Ich habe zusätzlich noch eine Unterlegscheibe verwenden müssen, damit die Aufholleine sich nicht zwischen Rolle und Wand verklemmen kann.
Anfänglich hat mir die Form der Seitenwände des Steuerkopfes etwas Schwierigkeiten bereitet. Bei meinen ersten Entwürfen hatten die Seitenwände viel zu wenig "Fleisch" um sie mit dem Steuerkreuz verschrauben zu können. Erst als ich sie größer gestaltet habe und das Querprofil des Steuerkreuzes durch quadratische Löcher hindurchgeführt habe, wurde das Ganze stabil genug. Später sah ich eine Ruderanlage der Firma Nautiraid, die mit meiner Anlage erstaunlich viel Ähnlichkeit hat.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Führung der Aufholleine. Schwenkt das Ruder nach links oder rechts kann die Aufholleine von der Rolle springen. Daher müssen beide Leinen durch eine Führung laufen, die am besten direkt über der Schwenkachse des Ruders liegt. Ich habe dazu eine sehr lange Ringschraube in Form gebogen und am Steuerkreuz befestigt. Auf dem First des Bootes habe ich eine V-förmige Auflage befestigt, die ich ebenfalls aus Aluminium gefertigt habe, in die das Ruder sich legen kann, ohne danach hin- und her zu schwenken. Die Auflage habe ich mit einem Stück Aquariumschlauch gepolstert, damit das Aufholen des Rudern nicht so einen Lärm macht. Die Aufholleinen laufen durch eine Bohrung in dieser Auflage. Die Auflage ist mit dem Stoff des Bootes verschraubt.

Die Aufholleine verläuft nach vorne, wo sie rechts hinter dem Cockpit endet. Dort läuft sie durch eine lose Rolle. Der Gurt, in dem die Rolle hängt, kann geöffnet werden, was für den Auf- und Abbau des Bootes eine gewisse Bedeutung hat. Zudem kann man die Spannung der Aufholleine verändern. Durch ziehen nach vorn oder hinten kann man das Ruder auf- und niederholen - dabei spielt es keine all zu große Rolle, welche der beiden Leinen man gerade in der Hand hält.

Der Rest der Steueranlage ist denkbar einfach gehalten: Die Steuerseile laufen durch Aquarienschläuche ins Boot, von dort über den Spanten nach vorn, wo sie mit Leiterschnallen mit den Pedalen verbunden werden. Die Pedale bestehen aus Aluminiumblech und sind direkt an der Bodenleiter verschraubt, d. h. nicht verstellbar. Von den Pedalen laufen zum 1. Spant im Bug Gummibänder, die die Pedale in Position halten und das Ruder gerade ziehen, wenn die Füße nicht auf den Pedalen ruhen. Beim Beladen haben sich die Pedale an den Gummibändern als extrem hinderlich erwiesen, so dass ich am Spant 2 Gurte mit Druckknöpfen befestigt haben, die die Pedale beim Packen niederhalten. Der entsprechende Gegen-Druckknopf ist ans jeweilige Pedal geschraubt.
Alles in allem funktioniert die Ruderanlage gut - die Wirkung ist auch bei höherem Wellengang ausreichend. Man muß beim Beladen aufpassen, dass man die Steuerseile nicht einklemmt und so die Ruderanlage blockiert. Der Steuerkopf des Ruders ist recht groß und erhöht sicherlich die Anfälligkeit für Seitenwind, in der Praxis hat aber die Wirkung des Ruderblattes die Störungen durch Winddruck ausgeglichen.
Das Gewicht der gesamten Ruderanlage beläuft sich auf etwas weniger als ein Kilogramm.

Nachtrag:

Nach meiner Umrundung der Insel Fehmarn beschloß ich, das Ruderblatt doch etwas zu vergrößern. Bei der Umrundung der Insel Öland hat es sich sehr bewährt. Besonders bei höherem Wellengang und Seitenwind hatte ich doch arg zu kämpfen, das Boot auf Kurs zu halten. Hier ein Foto des neuen Ruderblattes:

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